Ach, Auerhuhn!

Unsere Autorin erlebt eine Glaubenskrise – gibt’s das sagenumwobene Wappentier des Schwarzwalds eigentlich wirklich? Der Verein Auerhuhn im Schwarzwald liefert die entscheidenden Hinweise. Was dann folgt, ist eine Liebesgeschichte ...

Text: Jana Zahner

Das geschmackvolle braun-weiße Outfit, der kluge Blick, die stolze Haltung – kurzum, Jana aus dem Simonswald gebietet sofort Ehrfurcht. Ich muss ein bisschen genauer hinschauen, um all das zu erkennen, denn meine Namensvetterin posiert auf dem Foto im Schatten, verborgen hinter ein paar Gräsern. Und ja: Jana ist ein Auerhuhn, und ich will ihre Patin werden. Gibt es für eine Zugezogene einen edleren Akt der Überidentifikation mit der neuen Heimat, als dabei zu helfen, das vom Aussterben bedrohte Wappentier des Schwarzwalds zu retten? Wohl kaum. Die Vögel werden hierzulande fast behandelt wie der Heiland persönlich. Ein Auerhahn in jeder Stubenecke, oft hat er ein Wörtchen mitzureden – aber hat ihn schon einmal jemand selbst gesehen? Ich jedenfalls nicht, und deswegen wankte mein Glaube an seine Existenz.

Mohammed fliegt in Forbach

Aber dass ich mich irre, beweist mir der Verein Auerhuhn im Schwarzwald. Was man kennt, das liebt und schützt man, und so haben seine Mitglieder mehr als 200 Hühnern und Hähnen einen Namen gegeben. Auf der Webseite des Vereins findet man sie alphabetisch katalogisiert, sogar den ungefähren Wohnort und ein Foto kann ich mir auf einer Karte anzeigen lassen. Andrea, Dagmar, Klaus, Julia, Vanessa – praktisch mein gesamtes soziales Umfeld ließe sich mit einer passenden Patenschaft konvertieren. Übrigens: Auch ein Mohammed flattert bei Forbach durchs Unterholz. Die Auerhuhnliebe hat ganz klar das Zeug zur Universalreligion. Aber bevor mich der missionarische Eifer übermannt, lerne ich erstmal die – vermute ich – besten Freundinnen meines Patenkinds kennen: Josephine, Tatjana und Tanja tummeln sich irgendwo im Unterholz des Landkreises Emmendingen. Als ich das Online-Formular für die Patenschaft ausfüllen will, lese ich in einem Begleittext, dass Auerhühner das „Hudern“ lieben. Also das Baden im Sand oder in trockener Erde. Die dabei entstandene Kuhle nennt man dann eine Huderpfanne. Voller Rührung überweise ich Jana fünf Euro via Paypal in den Klingelbeutel, damit sie es sich mit ihren Mädels gutgehen lassen kann. 

„Klack Klack“ heißt es zum Abschluss, das heißt „danke“ auf Auerwäldlerisch. Und weil ich immer noch in andächtiger Stimmung bin, schau ich gleich, was meine neuen Säulenheiligen in den sozialen Netzwerken treiben. Bei Instagram finde ich heraus, dass Huhn und Hahn auch Namenstag feiern. Klar, dass ich mir die im Kalender markiere, ebenso die Balzzeiten von Ende März bis Anfang Mai, denn da brauchen die Auerhühner besonders viel Ruhe. Ich glaube, dieses Jahr wird Jana ihren Jan finden ...

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