Wer kommt mit zum Pilze gießen?

Warum sind Pilze den Menschen heutzutage eigentlich keinen Pfifferling mehr wert? Sie hätten doch eigentlich viel mehr Beachtung verdient, meint unser Kolumnist – und zieht mitten in der Hitzewelle mit gefüllter Gießkanne los, um seine schwammigen Schwarzwald-Freunde vor dem Vertrocknen zu bewahren…

Text: Stephan Fuhrer

Was haben wir nicht alle in diesem endlos heißen, trockenen Sommer die Geranien gegossen, unsere Rasen gesprengt und auch noch versucht, das letzte Gänseblümchen vor dem Verdursten zu retten … Und was haben wir jetzt davon? Viel zu wenig Pilze im Wald! Oder hat einer von Euch etwa auch mal dran gedacht, während der heißen Tage unsere schwammigen Freunde zwischen vertrockneten Fichten und Tannen zu wässern? Eben!

Ich hab’ zumindest niemanden von Euch gesehen, als ich mich mit vollen Gießkannen während der Hundstage zu meinen geheimen Pfründen den Buckel ’nuff gequält habe – im Schweiße meines Angesichts, die Verzweiflung im Nacken. Nicht einen Pfifferling hab’ ich unterwegs entdeckt!

In guten Jahren finde ich hier Anfang August nicht nur jene güldenen Schätze, sondern auch die ersten Prachtexemplare an Sommersteinpilzen. Und in diesem Jahr? Nix! Niente! Nada!

Gebracht hat mein einsamer Kampf übrigens wenig. Das Gießwasser knallte auf knochenharten Boden und floss sogleich den Hang hinunter. Zurück blieben Staub und ein Gefühl von Ohnmacht … Ach, wären wir doch nur mehr, dachte ich mir auf meinen einsamen Rückwegen, auf denen mir auch die Frage aller Fragen in den Sinn kam: Warum nur sind unsere Pilze den Menschen heutzutage eigentlich keinen Pfifferling mehr wert?

Dabei hätten unsere Waldpilze in jedem Fall mehr Beachtung verdient. Schließlich sind sie die i-Tüpfelchen in unseren Wild- und Bratensaucen, die wir uns in den kommenden Wochen und Monaten ja wieder schmecken lassen wollen. Und sie können noch viel mehr als Beiwerk – das dürfte wohl jeder bestätigen, der schon mal ein Steinpilz-Carpaccio genossen hat. Oder Bandnudeln mit Fetter Henne. Oder gebratene Parasolschnitzel mit Zwiebeln. Und auch der wachsenden Schar von Plant-based-Anhängern sei gesagt: Wo denn bitteschön wäre diese perfekte Konsistenz und der kräftige Geschmack Eurer Bratlinge, wenn darin keine Pilze verarbeitet wären? Schon mal drüber nachgedacht?

Wenn wir gerade bei der Moralkeule sind: Unsere Pilze sind Lebewesen, genau wie Pflanzen, Tiere und ja: wie Du und ich. Sie sind für Ökosysteme – im Großen wie im Kleinen – wie die Blutbahnen im menschlichen Körper: Sie schaffen Symbiosen und gleichzeitig neue Lebensräume. Auch durch ihre Mycele, die sich nicht selten über Kilometer ziehen. Und was tun wir? Wir gießen die Eisbegonien auf den Friedhöfen, die auch in 1000 Jahren noch nicht schmecken werden … 

Also, liebe Leute, Ihr wisst Bescheid. Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen motivieren. Ich würd’ mich in jedem Fall freuen, wenn ich im nächsten heißen Sommer den ein oder anderen mit Gießkanne in der Hand im Wald treffe. Und wenn es soweit ist, denkt an uns und postet als Beweis ein Foto …

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